Mittwoch, 20. April 2011

Über Schiffstouren, Eisbären und Camping

Hallo zusammen!

In den letzten zwei Wochen haben wir so einiges erlebt: Wir sind eine Woche im arktischen Ozean rumgeschippert, haben den Beginn der Mitternachtssonne erlebt (jetzt ist es 24 Stunden komplett hell) und eine zwei-tägige Scootertour mit zelten unternommnen, wo wir einen Eisbär mit einem Eisbärjungen gesehen haben... Aber alles der Reihe nach!

Vom 8.-15.April fand unsere zweite Exkursion statt: Eine Schiffscruise auf dem Forschungsschiff "Lance", das uns in (mehr oder weniger) sichere Eisgebiete geschifft hat, wo wir dann gearbeitet haben.
Schon die Abfahrt aus dem Hafen in Longyearbyen war spannend: Das Schiff bahnte sich einen Weg durch das dicke Eis, was sich derzeit im Fjord befindet, zwang das Eis "auszuweichen" und hinterließ einen Streifen von offenem Wasser.
Die Fahrt beginnt...


Das Eis wird weniger...

At this point: Thank you, Algot for taking such beautiful pictures!

Unsere Kajüte

...und der Ausblick daraus


Als wir auf offenem, eisfreiem Meer waren, begann die Schichtarbeit für CTD-Messungen: Ich war in der Gruppe von 18-24 Uhr und Franzi in der von 00-06 Uhr. CTD steht für Conductivity, Temperature und Depth und für die Messung hält das Schiff an einer bestimmten Stelle, dann wird das Messgerät ins Wasser gelassen und manuell mit einem Hebel bis zum Meeresboden manövriert (was je nach Tiefe des Meeres ganz schön lange dauern kann) und schließlich wieder hoch geholt. Anschließend fährt das Schiff weiter zur nächsten Position.
Das CTD-Gerät wird ins Wasser gelassen

So verbrachten wir die Nacht und am nächsten Tag gegen Abend erreichten wir dann den Van Mijenfjord. Hier war noch dickeres Eis und da Lance kein Eisbrecher ist, sondern nur Dicken von bis zu 80 cm schafft, hatte es so manchmal seine Probleme: Wir blieben stecken, das Schiff musste zurücksetzen und mit "voller Kraft voraus" durch das Eis rammen (bis es nach ein paar Metern wieder zum Stillstand kam ;-) ).
Am nächsten Tag bauten wir dann alle Messinstrumente auf dem Eis auf. Jeder Student hat für seinen Report ein bestimmtes Messinstrument mit einer zugehörigen Aufgabe; außer Franzi, sie muss die Ergebnisse von ein passr anderen Leuten kombinieren und den Wärmefluss vom Wasser zum Eis bis zur Luft kalkulieren. Ich bin für ein sog. Sonic-Anemometer zuständig und muss damit die Turbulenz über dem Eis in der Atmosphäre berechnen.
Unser Arbeitsplatz vom Schiff aus gesehen

Arbeiten auf dem Eis: Im Vordergrund mein Turbulenz-Messgerät, im Hintergrund die Sea-Ice-Gruppe
Wie verläuft Farbe, wenn man sie aufs Eis schüttet?

In der Nacht gab es dann eine große Aufregung: Der Wind hat zugenommen und gedreht und das Eis hat Risse bekommen. Die Lehrer wurden geweckt, haben sich Überlebensanzüge angezogen und sind dann aufs Eis um die Instrumente zu retten. Es war wohl eine wirklich kritische Situation, da die Messinstrumente auf unterschiedlichen Eisflächen standen, die drohten wegzudriften und die Lehrer mussten von Scholle zu Scholle hüpfen um die Messgeräte zu retten. Am Ende ist aber alles gut gegangen, sowohl Menschen als auch Instrumente waren heile auf dem Schiff.
Am Montag sind wir dann in einen anderen Fjord gefahren, den St. Johnsfjord.
Ein dickes fettes Walross :-)

Neben Arbeiten auf dem Eis und einer Stunde Eisbärenwache(die leider umsonst war, außer vielen Robben und ein paar Walrössern gab es nichts zu sehen) verbrachten wir die Tage hauptsächlich mit gutem Essen (morgens großes Frühstück, mittags Brotzeit (mit leckerem Lachs mmmhh) und ein warmes Gericht, nachmittags Kuchen und abends warm. Glücklicherweise gab es ein Fitnessraum, in dem man sein schlechtes Gewissen etwas verringern konnte :)
Eine Attraktion fand dann Dienstag abend statt: Rein in die Bikinis und ab ins Eiswasser (hat eine Temperatur von -1,8°C). Wir wurden angeseilt, damit auch ja nichts passiert und danach ging es in einen warmen Hottop mit fast 40°C warmen Wasser zum aufwärmen. Es war eisig kalt  aber spassig!
Sonnenaufgang um 3 Uhr

Donnerstag brachen wir wieder auf Richtung Longyearbyen; auf dem Rückweg haben wir wieder ein paar CTD Messungen gemacht. Angekommen sind wir gegen 16Uhr, aber wir haben und nicht nehmen lassen, auf das Abendessen zu warten :-)

Am Samstag machten wir eine kleine Wanderung zur leerstehenden Grube 2 mit Hartwig und Dagmar, unseren alten Arbeitskollegen vom MPI in Mainz. Der Tiefschnee machte die ganze Sache etwas beschwerlich aber dafür war der Rückweg umso spassiger. Ab auf den Poppes und schwuppdiwupps waren wir wieder unten!

So sieht ein Sonntagnachmittag aus: Grillen auf Spitzbergen :)

Ja und Montag brachen wir gegen Nachmittag mit vier Scootern auf nach Pyramiden. Pyramiden war mal eine Bergarbeitersiedlung mit über 1000 Einwohner, bis 1998 das Ende des Kohleabbaus verkündet und die Bevölkerung innerhalb von kürzester Zeit in ihre Heimatländer zurückgebracht wurde.
Die insgesamt 6-stündige Fahrt verlief gut.
Auf dem Weg nach Pyramiden. Unser Schlitten hat mit Sicherheit die erlaubte Nutzlast überschritten :)

DAS Highlight kam dann kurz vor dem Ziel: Ca. 200m von uns entfernt trottete ein Eisbär. und dahinter: ein kleines Eisbärbaby. Es war einfach zu süß. Und wir haben endlich einen (bzw. sogar zwei!) gesehen. Wurde ja auch mal Zeit :-)


Der erste Weg in Pyramiden ging ins Hotel zum aufwärmen (was man bei uns nicht unbedingt als Hotel bezeichnen würde ;) ). Danach wurde ein passender Zeltplatz gesucht.
Unser Zeltplatz (diese Aufnahme ist ungefähr Mitternacht)

Nachdem wir unser großes 10-Mann Tipi-Zelt aufgebaut hatten, teilten wir die Eisbärenwache ein, aßen eine Kleinigkeit und dann ging es ab in die Schlafsäcke. (Um halb 2 nachts bei absoluter Helligkeit). Ich hatte einen Daunenschlafsack für kältere Tage in Mittel-oder Südeuropa plus ein Fleece-Innenschlafsack. Leider hat das nicht gelangt und ich habe ziemlich gefroren. Nach meiner Bärenwache um 4 Uhr bekam ich dann noch einen Schlafsack, der nicht gebraucht wurde und dem Schlafen stand nichts mehr im Wege.
Am nächsten Morgen schien die Sonne aufs Zelt und es war richtig warm.
Frühstück bei herrlichstem Sonnenschein
Tütensuppe? Von wegen: Algot brät sich ein Kotelett!

Nach dem Frühstück zogen wir ein bisschen durch die "Geisterstadt"; die meisten Häuser sind mittlerweile zugenagelt, aber in einige kann man noch hinein. Und da haben wir so einige male gestaunt, denn es lagen teilweise noch Sachen auf den Tischen, die Schuhe waren in der Wohnung verteilt, so als wenn die Menschen Hals über Kopf abhauen mussten.
Pyramiden mit der nördlichsten Lenin-Statue der Welt im Vordergrund
Die alte Mine
Wir mussten erst etwas rätseln bis wir entdeckten: Das ist eine Waschmaschine!

Und eine Badewanne aus vergangenen Zeiten

Franzi und Sebastian schauen sich den Nordenskiölbreen genauer an...
gigantisch!

Ja und dann machten wir uns auf die Rückfahrt und kamen erschöpft, müde und etwas durchgefroren heile wieder in Nybyen an.

Die nächsten Tage scheinen aber wieder etwas ruhiger zu werden, es stehen zwei Berichte der Exkursionen an, die geschrieben werden müssen.Wir sind ja leider nicht nur zum Vergnügen hier :-)

Bis bald und viele Grüße ins warme, frühlingshafte Deutschland,
eure Maggie

P.S: And last but not least: Great thanks go to Algot and Paul for the nice pictures in this post!

Montag, 4. April 2011

Freie Zeit genießen

Hallöchen,

bevor wir auf Schiffscruise gehen am Freitag wollten wir uns nochmal melden und von den letzten Tagen berichten.
Nicht letzten Freitag, sonder davor den^^, haben wir noch nachmittags (weil das Wetter so toll war) eine kleine Scootertour nach Colesbukta gemacht. Dort ist ist eine stillgelegte Kohleverladefabrik mit zugehörigem kleinen Dorf, der ehemals dort arbeitenden Russen. Die Stunde Fahrt dorthin führte natürlich wiedereinmal durch weiße Berglandschaften und es ist schon erstaunlich, wenn dann mitten im Nichts diese Fabrik auftaucht.Erstmal hatten wir einen wunderschönen Blick auf die Colesbucht.
Stillgelegte Fabrik
Nachdem wir uns diese noch recht gut erhaltene Verladefabrik angeschaut haben, sind wir noch ein Stück weiter zu dem "Dorf" gefahren. In viele Häuser konnte man reingehen und sich umsehen.Teilweise sieht es so aus, als ob die Arbeiter das alles sehr in Eile verlassen mussten, da noch Brot beispielsweise auf dem Tisch lag. Die ganze Sache wurde übrigens 1988 stillgelegt.



Am Samstag, wie auch in den folgenden Tagen, war es "Kaiserwetter". Zum vierten Mal versuchten wir nun mit den Larshjertafjellet zu erklimmen^^ und diesmal ist es nicht gescheitert.
Aufstieg kann beginnen...im Hintergrund: Vorberg vom Larshjerta



Um erstmal auf den Vorberg zu kommen, muss man ein ziemlich steiles Stück hoch. Wenn man dort ins rutschen gekommen wäre, hätten einen wahrscheinlich nur Steine schmerzhaft gebremst, da es sehr vereist war. Also entschieden wir uns den Weg nicht mehr zurückzugehen, sondern den Grad zum Trollstein zu nutzen und da wieder runterzulaufen. Die Wanderung hat dann länger gedauert,als gedacht (5 Stunden), aber es war schön.
Ganz allein weit un breit
Schöne Aussicht ins Fardalen
Vereister Bart bei Thomas

Sonntag wollten wir eigentlich nur eine kleine Wanderung zum Sukkertoppen machen, haben uns dann allerdings für den Weg übers Plateu entschieden, wodurch es dann auch wieder fast 5 Stunden gedauert hat. Unterwegs dachten wir auf weiter Entfernung (ca.500m)einen Eisbären zu sehen, weil da ein weißerer Punkt war als die Umgebung. Wir haben dann die Waffe halb geladen (sicher ist sicher^^). Dann hat sich aber unser imaginärer Eisbär als schneebedeckter Stein entpuppt^^. FAST hätten wir einen Eisbären gesehen:-).

Dienstag waren Maggie und ich morgens Skifahren auf dem Larsbreen. Für beide war der Anstieg anstrengend, da wir Ski/Snowboardschuhe und Ski/Snowboard im Rucksack noch hatten. Wir sind 1 1/2 h hochgelaufen,  um dann 20 min Abfahrt zu machen^^. Es hat sich aber trotzdem gelohnt, weil der Schnee fast wie auf einer richtigen Piste war;)

Kommen wir zum Mittwoch....hier haben wir uns auf eine geplante lange Tour eingestellt, denn wir wollten auf den Nordenskiöldtoppen. Das ist der höchste Berg hier in der Umgebung mit ungefähr 1000 m.

Zuerst mussten wir dieses Tal hoch.

Der hintere Berg ist der Nordenskiöldtoppen.

Gut gelaunt...kein Wunder bei dem Wetter und der Aussicht


Mathias ruht sich aus und genießt kurz vorm Ziel.

Auf dem Gipfel ist eine Wetterstation....Nicht mehr benutzbar, wie man sehen kann.

Oben angekommen:):)

Maggie und ich auf dem Nordenskiöldtoppen^^
Der Donnerstag....hier haben wir es ruhig angehen lassen. An dem Tag sind wir  Lebensmittel einkaufen gefahren mit dem Scooter...was für ein Luxus. Danach haben Maggie und ich ein bißchen Langlauf gemacht. Da hatten wir unseren Spaß. Maggie stand das zweite Mal auf Langlaufskiern und ich mein erstes Mal. So sahen wir bestimmt auch aus;), obwohl wir uns ganz gut geschlagen haben (glaube ich).
Das ist übrigens das Schild, was an der Tür zur Post und Bank hängt.


Hochmotiviert^^
Am Freitag hat dann für mich "fieldwork" auf dem Gletscher Tellbreen begonnen, nachdem Sebastian und Maggie das schon hinter sich hatten. Gestartet sind wir ca. 10 Uhr nachdem wir Klamotten und Safety Einweisung bekommen haben. Insgesamt sind wir immer 7 Studenten und 3 Lehrer. Zum Gletscher gelangen wir mit den Scootern von der Uni. Die Fahrt dauert ca. eine Stunde.
Bevor es losgeht: Schlitten beladen mit Messinstrumenten und vielem mehr.

Die Scootergang^^

Auch bei -25°C (mit oder ohne Handschuhen)"fieldbook" mit wichtigen Daten schreiben.

Mittagspause auf dem Gletscher mit heißem Tee und Broten.

Schneeloch graben-Aki gibt alles!

18 Uhr waren wir wir freitags wieder zurück. Da ist man dann doch ganz schön durchgefroren nachdem man den ganzen Tag bei -25°C auf dem Gletscher war.
Samstag hatten wir dann überhaupt kein schönes Wetter mehr. Der Wind fegte an dem Tag ganz schön, sodass unsere Mittagspause nicht so relaxed war , wie am Tag davor. Jeder suchte sich ein windstilles Plätzchen, ob im Schneeloch oder hinter Scootern.
Verstecken im Schneeloch, um sein Brot zu essen^^

Hinter dem Scooter war es auch fast windstill.

Zugeschneit innerhalb weniger Minuten.
Heute war wieder ein wunderschöner Tag. Trotzdem haben wir uns zuerst vormittags die 2 Eishöhlen auf dem Gletscher angeschaut.

Und wenn dann schonmal so tolles Wetter ist, kann ein Mittagessen auf dem Gletscher bei -10°C auch so aussehen
Glücklich...

oder so: Mittagsschläfchen auf dem Scooter

oder so: wenigstens im Gesicht sonnen und Sonnenbrille nicht vergessen!!!

Zu guter letzt: Prinz Harry war ja seit Anfang letzter Woche bis letzten Freitag in Longyearbyen, um sich auf seine Etappe zum Norpol vorzubereiten. Wir haben ihn leider nicht gesehen (verwunderlich bei nur 2500 Einwohnern).
Bis bald malwieder (wahrscheinlich dann nach unserer Schiffscruise)...Liebe Grüße, Franzi