In den letzten zwei Wochen haben wir so einiges erlebt: Wir sind eine Woche im arktischen Ozean rumgeschippert, haben den Beginn der Mitternachtssonne erlebt (jetzt ist es 24 Stunden komplett hell) und eine zwei-tägige Scootertour mit zelten unternommnen, wo wir einen Eisbär mit einem Eisbärjungen gesehen haben... Aber alles der Reihe nach!
Vom 8.-15.April fand unsere zweite Exkursion statt: Eine Schiffscruise auf dem Forschungsschiff "Lance", das uns in (mehr oder weniger) sichere Eisgebiete geschifft hat, wo wir dann gearbeitet haben.
Schon die Abfahrt aus dem Hafen in Longyearbyen war spannend: Das Schiff bahnte sich einen Weg durch das dicke Eis, was sich derzeit im Fjord befindet, zwang das Eis "auszuweichen" und hinterließ einen Streifen von offenem Wasser.
Die Fahrt beginnt... |
Das Eis wird weniger... |
At this point: Thank you, Algot for taking such beautiful pictures! |
Unsere Kajüte |
...und der Ausblick daraus |
Als wir auf offenem, eisfreiem Meer waren, begann die Schichtarbeit für CTD-Messungen: Ich war in der Gruppe von 18-24 Uhr und Franzi in der von 00-06 Uhr. CTD steht für Conductivity, Temperature und Depth und für die Messung hält das Schiff an einer bestimmten Stelle, dann wird das Messgerät ins Wasser gelassen und manuell mit einem Hebel bis zum Meeresboden manövriert (was je nach Tiefe des Meeres ganz schön lange dauern kann) und schließlich wieder hoch geholt. Anschließend fährt das Schiff weiter zur nächsten Position.
Das CTD-Gerät wird ins Wasser gelassen |
So verbrachten wir die Nacht und am nächsten Tag gegen Abend erreichten wir dann den Van Mijenfjord. Hier war noch dickeres Eis und da Lance kein Eisbrecher ist, sondern nur Dicken von bis zu 80 cm schafft, hatte es so manchmal seine Probleme: Wir blieben stecken, das Schiff musste zurücksetzen und mit "voller Kraft voraus" durch das Eis rammen (bis es nach ein paar Metern wieder zum Stillstand kam ;-) ).
Am nächsten Tag bauten wir dann alle Messinstrumente auf dem Eis auf. Jeder Student hat für seinen Report ein bestimmtes Messinstrument mit einer zugehörigen Aufgabe; außer Franzi, sie muss die Ergebnisse von ein passr anderen Leuten kombinieren und den Wärmefluss vom Wasser zum Eis bis zur Luft kalkulieren. Ich bin für ein sog. Sonic-Anemometer zuständig und muss damit die Turbulenz über dem Eis in der Atmosphäre berechnen.
Unser Arbeitsplatz vom Schiff aus gesehen |
Arbeiten auf dem Eis: Im Vordergrund mein Turbulenz-Messgerät, im Hintergrund die Sea-Ice-Gruppe |
Wie verläuft Farbe, wenn man sie aufs Eis schüttet? |
In der Nacht gab es dann eine große Aufregung: Der Wind hat zugenommen und gedreht und das Eis hat Risse bekommen. Die Lehrer wurden geweckt, haben sich Überlebensanzüge angezogen und sind dann aufs Eis um die Instrumente zu retten. Es war wohl eine wirklich kritische Situation, da die Messinstrumente auf unterschiedlichen Eisflächen standen, die drohten wegzudriften und die Lehrer mussten von Scholle zu Scholle hüpfen um die Messgeräte zu retten. Am Ende ist aber alles gut gegangen, sowohl Menschen als auch Instrumente waren heile auf dem Schiff.
Am Montag sind wir dann in einen anderen Fjord gefahren, den St. Johnsfjord.
Ein dickes fettes Walross :-) |
Neben Arbeiten auf dem Eis und einer Stunde Eisbärenwache(die leider umsonst war, außer vielen Robben und ein paar Walrössern gab es nichts zu sehen) verbrachten wir die Tage hauptsächlich mit gutem Essen (morgens großes Frühstück, mittags Brotzeit (mit leckerem Lachs mmmhh) und ein warmes Gericht, nachmittags Kuchen und abends warm. Glücklicherweise gab es ein Fitnessraum, in dem man sein schlechtes Gewissen etwas verringern konnte :)
Eine Attraktion fand dann Dienstag abend statt: Rein in die Bikinis und ab ins Eiswasser (hat eine Temperatur von -1,8°C). Wir wurden angeseilt, damit auch ja nichts passiert und danach ging es in einen warmen Hottop mit fast 40°C warmen Wasser zum aufwärmen. Es war eisig kalt aber spassig!
Sonnenaufgang um 3 Uhr |
Donnerstag brachen wir wieder auf Richtung Longyearbyen; auf dem Rückweg haben wir wieder ein paar CTD Messungen gemacht. Angekommen sind wir gegen 16Uhr, aber wir haben und nicht nehmen lassen, auf das Abendessen zu warten :-)
Am Samstag machten wir eine kleine Wanderung zur leerstehenden Grube 2 mit Hartwig und Dagmar, unseren alten Arbeitskollegen vom MPI in Mainz. Der Tiefschnee machte die ganze Sache etwas beschwerlich aber dafür war der Rückweg umso spassiger. Ab auf den Poppes und schwuppdiwupps waren wir wieder unten!
So sieht ein Sonntagnachmittag aus: Grillen auf Spitzbergen :) |
Ja und Montag brachen wir gegen Nachmittag mit vier Scootern auf nach Pyramiden. Pyramiden war mal eine Bergarbeitersiedlung mit über 1000 Einwohner, bis 1998 das Ende des Kohleabbaus verkündet und die Bevölkerung innerhalb von kürzester Zeit in ihre Heimatländer zurückgebracht wurde.
Die insgesamt 6-stündige Fahrt verlief gut.
Auf dem Weg nach Pyramiden. Unser Schlitten hat mit Sicherheit die erlaubte Nutzlast überschritten :) |
DAS Highlight kam dann kurz vor dem Ziel: Ca. 200m von uns entfernt trottete ein Eisbär. und dahinter: ein kleines Eisbärbaby. Es war einfach zu süß. Und wir haben endlich einen (bzw. sogar zwei!) gesehen. Wurde ja auch mal Zeit :-)
Der erste Weg in Pyramiden ging ins Hotel zum aufwärmen (was man bei uns nicht unbedingt als Hotel bezeichnen würde ;) ). Danach wurde ein passender Zeltplatz gesucht.
Unser Zeltplatz (diese Aufnahme ist ungefähr Mitternacht) |
Nachdem wir unser großes 10-Mann Tipi-Zelt aufgebaut hatten, teilten wir die Eisbärenwache ein, aßen eine Kleinigkeit und dann ging es ab in die Schlafsäcke. (Um halb 2 nachts bei absoluter Helligkeit). Ich hatte einen Daunenschlafsack für kältere Tage in Mittel-oder Südeuropa plus ein Fleece-Innenschlafsack. Leider hat das nicht gelangt und ich habe ziemlich gefroren. Nach meiner Bärenwache um 4 Uhr bekam ich dann noch einen Schlafsack, der nicht gebraucht wurde und dem Schlafen stand nichts mehr im Wege.
Am nächsten Morgen schien die Sonne aufs Zelt und es war richtig warm.
Frühstück bei herrlichstem Sonnenschein |
Tütensuppe? Von wegen: Algot brät sich ein Kotelett! |
Nach dem Frühstück zogen wir ein bisschen durch die "Geisterstadt"; die meisten Häuser sind mittlerweile zugenagelt, aber in einige kann man noch hinein. Und da haben wir so einige male gestaunt, denn es lagen teilweise noch Sachen auf den Tischen, die Schuhe waren in der Wohnung verteilt, so als wenn die Menschen Hals über Kopf abhauen mussten.
Pyramiden mit der nördlichsten Lenin-Statue der Welt im Vordergrund |
Die alte Mine |
Wir mussten erst etwas rätseln bis wir entdeckten: Das ist eine Waschmaschine! |
Und eine Badewanne aus vergangenen Zeiten |
Franzi und Sebastian schauen sich den Nordenskiölbreen genauer an... |
gigantisch! |
Ja und dann machten wir uns auf die Rückfahrt und kamen erschöpft, müde und etwas durchgefroren heile wieder in Nybyen an.
Die nächsten Tage scheinen aber wieder etwas ruhiger zu werden, es stehen zwei Berichte der Exkursionen an, die geschrieben werden müssen.Wir sind ja leider nicht nur zum Vergnügen hier :-)
Bis bald und viele Grüße ins warme, frühlingshafte Deutschland,
eure Maggie
P.S: And last but not least: Great thanks go to Algot and Paul for the nice pictures in this post!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen